Die Sonne schien von allen Seiten durch die Fenster ins Wohnzimmer und erhellten diesen Raum ungemein. Eigentlich ein schöner Tag um dies und das zu erledigen, aber eine Sache verfinsterte den Tag doch enorm. Elena ging weg. Sie wollte auf das College und dort ein "normales" leben führen. Wie oft hatte ich ihr erzählt, dass sie nie ein normales Leben führen könne, weil sie doch ein Vampir ist und abnormale Dinge in unserem Leben vor sich gingen. Aber sie wollte es nicht hören und da ich versuchte ein vorbildlicher Freund zu sein, unterstützte ich sie mittlerweile in ihrer Entscheidung. Auch wenn mir das natürlich keineswegs leicht fiel, da ich sie schließlich am liebsten rund um die Uhr bei mir hatte und nicht so viele Meilen entfernt. Nun ja. Positiv denken - wenigstens würde sie noch einigermaßen in der Nähe sein und studiert nicht in einem Land. Dann hätte ich sie auf keinen Fall gehen lassen. Komplett hätte ich nicht auf sie verzichten können, nicht jetzt, wo wir gerade zusammen so glücklich sind.

Dies alles ging mir durch den Kopf während ich mit den Koffern von Elena die Treppe runter ging und Caroline in dem Augenblick, indem ich im Eingangsbereich stand, hupen hörte. "Caroline ist da", sagte ich mit etwas lauterer Stimme, da Elena bei Jeremy im Salon saß und stellte den Koffer schon einmal an die Tür. Als Elena darauf beteuerte, dass sie nicht gehen könne, weil sie sehen wollte, wie Jeremy in der Schule zurecht kommt und nach alledem was passiert war nicht einfach ihrem Bruder im Stich lassen konnte, erwiderte ich kurz und knapp: "Du gehst." Ich wusste nämlich, dass es das war was sie wirklich wollte und nun nur kurz Panik vor dem Unbekannten bekam. "Du gehst ans College, trinkst billiges Bier und demonstrierst gegen unwichtigen Kram", ich lächelte ihr charmant entgegen, was sie erwiderte und kam immer näher. "Und ich", sagte ich weiter und legte Jeremy von hinten meine Hände auf die Schultern. "Werde hier auf deinen Bruder aufpassen", ich sah sie über Jeremy hinweg an und lächelte weiterhin. "Vertrau mir - du musst dir keine Sorgen machen", und das meinte ich auch so. Ich würde nicht zulassen, dass dem Bruder meiner großen Liebe etwas zustieß und sie damit in den Abgrund der Gefühle riss, wie es schon einmal vorkam. Als sie sich daraufhin lächelnd nickend von Jeremy verabschiedete, ging ich wieder Richtung Eingang und war bereit sie auch zu verabschieden. Nun gut... so bereit ich in der Situation halt sein konnte.

Ein bisschen unsicher fragte sie mich, ob wir dieses Fernbeziehungsding wirklich hinbekommen könnten, da die meisten ja daran scheiterten und ich erwiderte nur humorvoll wie ich eben bin: "Eigentlich hatte ich vor dich, wie du zur Tür raus bist, zu vergessen", schmunzelte ein wenig gemein, was sie zum Grinsen brachte und ich dafür sogar noch einen Kuss bekam. Diesen Kuss erwiderte ich natürlich und nahm sie dabei noch einmal ganz fest in meine Arme. Ich sog ihren Geruch meine Nase hoch, küsste sie sanft und doch ein bisschen leidenschaftlich - allerdings musste ich mich zusammenreißen, da ihr Bruder uns nicht den Rücken zuwandte, sondern in unsere Richtung sah. Dennoch genoss ich diesen Kuss, der für ein paar Stunden, vielleicht Tage erst einmal der letzte sein sollte und seufzte nach unserer körperlichen Trennung. - Wie würde ich das nur vermissen... keine 24 Stunden zum Küssen verfügbar... "Ich liebe dich", raunte ich ihr zu, als sie immer noch ganz nah vor mir stand und strich ihr mit meiner rechten Hand die Strähne aus dem Gesicht. Als sie meine Worte ebenfalls mit den gleichen erwiderte, gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn und riss mich dann schleunigst zusammen. "Also gut...", sagte ich und machte ein paar Schritte zur Tür, welche ich dann öffnete und ihr den Weg frei machte. "Raus mit dir...", nach einem langen Augenkontakt verschwand sie dann schließlich und ich schloss die Tür hinter ihr. Ich lehnte mich dagegen, schloss für einen kurzen Moment die Augen und atmete tief durch. Ich wusste, dass die Beziehung nicht meinetwegen zerbrach, dafür liebte ich sie zu sehr und egal welche Entfernung ich trennte - wir schafften das. Und auch wenn ich diese Zweifel nicht haben sollte, hatte ich dennoch Angst, dass die Trennung vielleicht ihr zu verdanken wäre - falls eine erfolgte. Schließlich ging sie jetzt auf das College und dort wurde viel gefeiert und einfach mal kurz zu anderen ins Bett gesprungen. Doch dann schüttelte ich den Kopf um diesen Gedanken loszuwerden - Elena ist nicht so und würde so etwas nie tun...

Weil ich mich beobachtet fühlte, schaute ich zur Seite und sah, dass Jeremy mich hoffnungsvoll anschaute. "Nein, kleiner Gilbert", sagte ich kopfschüttelnd und hob einen Finger, weil ich einen verantwortungsvollen Erwachsenen nachahmte. "Vergiss es, wir machen uns hier keine schöne Zeit und machen einen Drauf - du gehst schön zur Schule, wie es deine Schwester will", schließlich hatte Elena mir irgendwie die Verantwortung für den Jungen übertragen und somit wollte ich sie nicht enttäuschen und meine Sache so gut ich konnte richtig machen. Aber was sollte da schon so groß schief gehen? Ich musste ihn einfach zur Schule schicken und aufpassen, dass ihm kein Haar gekrümmt wird und da er ein Jäger ist, sollte das nicht eine allzu schwere Aufgabe sein... Aber da hatte ich mich vielleicht getäuscht, da er auch ein pubertierender Jäger ist, was in dieser Zeit und unserer Anziehungskraft auf Probleme nicht das leichteste ist... Ich wandte mich also little Gilbert ab und ging ins Wohnzimmer, wo ich erst einmal einen schönen Scotch brauchte um nicht zu sehr über meinen Bruder, Elena und dem Rest von der ganzen verstreuten Truppe nachzudenken, die uns immer wieder bis an unsere Grenzen trieb. Ich musste einfach mal wieder ein bisschen den alten Damon herausholen, der sich nicht so viel darum scherte, ob nun neue Probleme aufkommen könnten, sondern das beste und lustigste aus allem zu machen.

Okay, dankeschön =)