Mikealson Anwesen

Schon von weitem konnte man Musik hören, die aus den geöffneten Fenstern und der weit offen stehenden Tür in den späten Sommerabend schallte. Im Erdgeschoss flackerte Licht, Feuer. Es waren Kerzen und der große Kamin, die das Erdgeschoss in diffuses, aber dennoch grelles Licht hüllten. Feine Nasen konnten beim Näherkommen leicht den süßen, kupfrigen Geruch frischen Blutes wahrnehmen. Bei genauerem riechen mischte sich darunter ein leicht salziger Geruch.
Im Inneren herrschte dank des Sommers, des Kamins und der vielen Kerzenflammen trotz der offenen Fenster eine große Hitze. Doch diese Störte den Hybriden nicht im Geringsten. Ausgiebig labte er sich am Leid der zwei jungen Blondinen, die sich mit Schreck und Schmerzverzerrtem Gesicht auf der Couch gegenüber saßen. Tränen quollen aus ihren Augen. Bisswunden prangten auf ihren Hälsen und an ihren Handgelenken.

Klaus saß mit dem Rücken zur Eingangstür vor den Frauen auf dem Couchtisch. Breitbeinig, die Ellenbogen auf die Knie und den Kopf auf die Hände gestützt. Er trug nur abgewetzte Jeans, einen grauen Longleeve und seine dunkelbraune Kette. Bösartig grinsend ergötzte er sich an seinem Spiel. Einem Spiel mit unfreiwilligen Spielerinnen. Einem Spiel, in dem er die komplette Kontrolle hatte. Einem Spiel, bei dem er seine Probleme vergessen konnte. Einem Spiel, in dem er der bekam was er wollte, egal welche der beiden gewann. Er würde alles bekommen. Ablenkung. Blut. Die Macht über Leben und Tod. Das Gefühl der Macht über alles.

Es war wieder einmal ein Abend, an dem die Werwölfin nicht genau wusste, was sie mich sich und dem ungeborenen Baby anfangen sollte. In eine Bar konnte sie ja schlecht, gehen...die würden sie ja doch nur wieder rausklatschen und meinen das sie lieber auf das Kind aufpassen sollte. Der einzige Nachteil, daran das sie schwanger war. Sie konnte sich keinen guten Scotch mehr gönnen, zumindest bis das Kind auf der Welt war.
Ihre Füße trugen die müde Werwölfin durch die Straßen von New Orleans, und immer wieder wand sie ihren Blick um, denn sie hatte das Gefühl, wie oft wenn sie sich nicht im Mikaelson Anwesen aufhielt verfolgt zu werden. Dies waren sicher, die unterwürfigen Hybridenopfer, die sich Klaus zusammengescharrt hatte. Hayley schüttelte wild mit dem Kopf, denn so langsam hatte sie es satt, auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden. Es blieb ihr also nichts anderes übrig als sich im Anwesen wieder einzufinden. Schon von weitem, konnte sie die schallende Musik hören, und schon wollte sie auf dem Absatz kehrt machen...denn sie wollte nicht wissen, was der Vater ihres Kindes mal wieder für dreckige Spielchen spielte. Schnell rang sie um Fassung und setzte sich wieder in Bewegung, und schlich über den Hof zum Anwesen. Innerlich hoffte sie natürlich das Klaus zu beschäftigt war, um sie nun auch noch auszuquetschen wo sie sich herumgetrieben hatte.
Als sie die ersten Stufen zum Eingang erklommen hatte, konnte sie auch schon diesen Blutgeruch wahrnehmen, der sich über das Gelände erstreckte. Dieser war nicht zu übertönen...dazu war es einfach zu viel. Hayley erklomm auch die letzten Stufen, und warf einen flüchtigen Blick in den Salon, wo sie die beiden Blondinen sehen konnte, die sich gehetzte und angsterfüllte Blicke zuwarfen. Nun wo sie auch sah, das auch Klaus im Salon anwesend war, konnte sie sich einen spitzen Kommentar nicht verkneifen. "Manchmal frage ich mich echt, wie man auf solch perverse Spielchen kommen kann?" meinte sie nur und lehnte sich gegen die Flügeltür, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ ihren Blick zwischen Klaus und seinen leiderfüllten Opfern schweifen.

Sein lächeln wurde eine Spur frecher. Hayleys Versuch sich unbemerkt ins Anwesen zu schleichen amüsierte ihn jedes Mal. Doch er würde ihr gewiss nie verraten, dass es egal war, wie gut sie auch schleichen konnte. Es gab gewisse Dinge, Dinge die er für sich behielt, damit der Vorteil bei ihm blieb. Etwa die Tatsache, dass er Eisenkraut Wahrnehmen konnte. Schon seit sie den Hof betreten hatte, wusste er, dass die Mutter seines Ungeborenen zurückkam. Er zeigte erst, dass er sie bemerkt hatte, als sie ihm sein Vergnügen vorwarf.

„Fragst du dich das wirklich, kleine Wölfin?“
In Vampirgeschwindigkeit stellte er die Musik leiser und platzierte sich hinter der Couch auf der die Blondinen saßen und flüsterte ihnen einen Befehl zu, woraufhin diese sich zu Hayley wandten und zeitgleich sagten: „Willkommen zu Hause, Hayley.“ Dabei konnte man nicht übersehen, dass die beiden eineiige Zwillinge waren. Während die Zwillinge Ihre Begrüßung aussprachen ging Klaus auf die Werwölfin zu. Kein einziger Blutstropfen von seinem Mahl klebte noch an seinem Mund. Auf dem Weg zu ihr tippte er mit seinen Zeigefinger an seine Lippen und zeigte dann auf sie, während er lässig vor ihr stehen blieb.
„Sagtest du nicht selbst, dass dir diese Verdorbenheit vertraut ist?“

Sein Blick fixierte Hayley. Die Blondinen im Hintergrund mussten diesem Geplänkel folgen, ohne etwas tun, ohne sich bewegen oder etwas sagen zu können.

Nun was sollte sie denn sonst machen? Sollte sie ihm einfach amüsiert dabei zusehen, wie er diese Blondinen misshandelte? Das konnte sie nun doch wirklich machen. Dazu waren meist schon viel zu sehr die Muttergefühle ins Spiel gekommen. Als Klaus hinter den beiden Blondinen auftauchte, verdrehte die Werwölfin nur wieder die Augen und schnaubte ein wenig, denn als sie diese einstudierten Worte vernahm, konnte sie es nicht fassen. "Vorallem frage ich mich, wie man mit solchen wasserstoffblondgefärbten Blondinen sich vergnügen kann. Warum fragst du nicht einfach die Blonde mit der Tyler immer anbändelt?" fragte sie ihn nun, denn die hatte wenigstens Krips im Kopf, nicht wie diese beiden. Zumindest schien es Hayley so, als wären dies diese typischen Studentenmädchen.

Nach einem Moment stand Klaus auch schon vor ihr und so vernahm sie die Worte, die er an sie wandte. "Natürlich, das streite ich auch nicht ab, das ich dieser Verdorbenheit nicht vertraut bin. Jedoch kann ich mir über dein Verhalten auch meine Meinung bilden, und ich finde dieses Spielchen was du mit diesen >>armen<< Blondinen treibst nicht gerade sehr angenehm." sprach sie und zuckte ein wenig mit den Schultern.

Das die beiden Opfer diese Unterhaltung mit ansehen musste, das störte Hayley nicht, denn womöglich würden sie sich eh nicht daran erinnern.

Bei ihren Worten konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. Für ihn war es offensichtlich, dass sie ihn provozieren wollte. Deshalb jedoch verfehlte es diesen Zweck. Zumindest vorerst. Er musste an ihren fehlgeschlagenen Versuch denken, Taylor für sich zu gewinnen und allem Anschein nach hatte sie auch mit Elijah nicht wesentlich mehr Glück was amouröse Dinge betraf. Gut, letzteres lag wahrscheinlich auch an Klaus und seiner Eigenschaft, dass er Personen, die von seinen Geschwistern geliebt werden, zumeist nicht sehr alt werden lässt.

„Was soll ich sagen? Ich mache das Beste aus dem was ich habe.“, er wurde ernster, senkte leicht den Kopf und fuhr leicht zischend fort, „Deine Meinung kümmert mich nicht. Du bist nur wegen meinem Bruder noch am Leben und nur wegen meinem Ungeborenen wohnst du in meinem Anwesen. Ist mein Kind erst geboren, steht es dir frei, dich von mir und meinen Vergnügungen fern zu halten.“, Klaus Stimme schwoll weiter an und er fuhr fort ohne ihr die Chance zu geben zu Wort zu kommen, „Du willst, dass ich aufhöre Menschen zu foltern? Dann solltest du aufhören mich provozieren zu wollen!“ Der Hybrid zeigte er auf die Zwillinge. „Was würdest du tun, um ihre Leben zu retten?“
Er zog seine Brauen hoch, was seinem Ausdruck einen leicht Hundeblick ähnlichen Ausdruck gegeben hätte, wenn nicht sein lächeln so Makaber wäre.

Die Blicke der Blondinen wurden flehend. Ein leichter Hoffnungsschimmer schien sich in ihre Augen zu schleichen. Noch waren sie nicht gebrochen. Ihr Wille lag nicht unter der Kontrolle des Vampirs, da er sich in diesem Spiel an ihrem Leid, an ihrer verzweifelten Familienliebe füreinander erheitern wollte.